01.06.2012

Pressemitteilung Glühwürmchens Funkentanz

Nicht nur das geheimnisvolle Licht des aufgehenden Mondes verleiht einer Sommernacht den Zauber, den Romantiker andachtsvoll genießen. Auch der Funkentanz der Glühwürmchen begeistert in den Abendstunden verliebte Paare. Steht doch der Lichterspuk der Leuchtkäfer ganz im Dienste der Liebe und ist nichts anderes als ein aufwändig illuminierter Heiratsmarkt.

Aus der großen Familie der Leuchtkäfer (Lampyride) mit weltweit etwa 2.000 Arten, gibt es bei uns im Mitteleuropa nur drei Arten. Am häufigsten kommt der Kleine Leuchtkäfer vor. Die Weibchen dieses Käfers sind flügellos, sehen aus wie ein Insekt im Larvenzustand und tragen auf der Unterseite der hinteren Körpersegmente Leuchtorgane. Da die meisten Menschen Geschöpfe, die klein, länglich und gegliedert sind, Würmern zuordnen und die Leuchtkäfer vor allem Ende Juni (um Johanni) aktiv sind, werden sie im Volksmund als Johanneswürmchen oder Glühwürmchen bezeichnet.

Die 8 bis 10 mm langen, graubraunen Männchen weisen die Gestalt eines „richtigen“ Käfers auf, sind flugfähig und haben zwei Leuchtplatten an der Unterseite des Hinterleibes. Eigentümlicherweise können die Käfer auch in ihren verschiedenen Entwicklungsstadien leuchten: als Eier, Larve und Puppe! Da sich die räuberisch lebenden Larven von Schnecken ernähren, sind sie ein willkommener Verbündeter des auf biologische Schädlingsbekämpfung bedachten Gärtners.

Der Lichtproduktion liegt ein chemischer Vorgang zugrunde, bei dem in den lichtprodukzierenden Zellen Energie frei wird, die in Form von Licht abgestrahlt wird. Es handelt sich um sogenanntes kaltes Licht mit nahezu 100-prozentigem Wirkungsgrad, d. h. ohne Wärmeverlust. Elektrotechniker bemühen sich seit langem vergeblich um die Konstruktion ähnlich effektiver Beleuchtungskörper. (Zum Vergleich: die abgestrahlte Lichtenergie einer Glühlampe beträgt gerade mal 3-4 Prozent, die von Leuchtstoffröhren bis 20 Prozent , der „Rest“ wird als Wärme abgegeben. Unsere Beleuchtungskörper sind mehr Heizgerät als Lichtproduzent.)

Der rätselhaften Fähigkeit der Käfer, ihre Leuchte nach Bedarf ein- oder auszuschalten, kam man erst kürzlich auf die Spur. Durch Erregung ausgelöste Nervenimpulse aktivieren das Gas Stickstoffmonoxid, welches die Sauerstoffversorgung der Leuchtzellen reguliert. Fühlt sich z.B. das Glühwürmchen bedroht, „schaltet“ das Erregungszentrum auf Sauerstoffentzug und das Laternchen erlischt; der Käfer versinkt im Dunkel der Nacht.

Hat sich ein schlüpfender Leuchtkäfer aus seiner Puppenhülle herausgearbeitet, verfolgt er in den wenigen Tagen, die ihm zur Verfügung stehen, nur ein Ziel: sich fortzupflanzen. Er nimmt keine Nahrung zu sich, sondern wartet auf den Einbruch der Dämmerung. Aus Hecken, Wiesen und Krautsäumen entlang der Waldränder schweben dann die kleinen Laternenträger hervor. Zunächst einzelne, dann immer mehr, gleiten sie auf und ab, umtanzen sich flimmernd, verglühen, bilden ganze Leuchtwolken, die wieder verlöschen. Aus ihrem Versteck sind inzwischen auch die bodenverhafteten Weibchen hervorgekrochen, haben ihrerseits ihre Lampions eingeschaltet und den Hinterleib nach oben gekrümmt, um das Leuchtmuster zu präsentieren, nach dem der männliche Käfer sucht.

Hat er es registriert, schwebt er herbei, klappt in etwa 1 m Höhe die Flügel ein und lässt sich fallen. Die Zielgenauigkeit des liebestrunkenen Insekts ist dabei erstaunlich.  Vor der Paarung löschen beide Geschlechter ihre Lampe. Der Kopulationsakt bedarf der Eile; denn sollte in der Nähe ein anderes leuchtendes Weibchen sitzen, ist die Anziehungskraft des Lichtes auf den Bräutigam so stark, dass er oft seine „dunkle“ Braut sitzen lässt, um zur leuchtenden überzuwechseln.

Leuchtende Lebewesen sind keine Seltenheit. In den tropischen Regewäldern siedeln Myriaden von Leuchtbakterien an moschem Holz, kriechen leuchtende Regenwürmer durch die Laubstreu und glimmen gespenstisch grün die Hüte der Mondscheinpilze. Auch im ewigen Dunkel der Meerestiefe entfaltet die Tierwelt ein ganzes Universum aus farbigen, pulsierenden Lichtern. Fische, Garnelen, Kalmare, Quallen, Schnecken, Muscheln, Ringelwürmer und Seesterne blenden mit abenteuerlich geformten Leuchtorganen Feinde, ködern ihr Opfer mit Leuchtangeln, schießen glitzernde Kaskaden von Leuchtschleim und Leuchttinte nahendem Unheil entgegen, legen blinkende Leimruten aus und tarnen sich durch gestaltauflösende Netzwerke aus Feuerfunken. Und jede Art, sofern sie sehtüchtig ist, bedient sich wie unser Glühwürmchen bestimmter Lichtsignale, die in Form, Farbe Helligkeitsgrad und Zeitdauer artspezifisch variieren und ganz im Dienst der Kommunikation mit Gruppenmitgliedern und dem Partner stehen.

Weitere Infos erhalten Sie beim Fachberater für Gartenkultur und Landespflege im Landratsamt Miltenberg, Herrn Roman Kempf, unter Telefon 09371 501-582.

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